Arn
in Brendiltal
von
einem unbekannten Beobachter
Nachdem Arn etwas länger warten durfte, wurden er und seine beiden Begleiter zum Baron von Brendiltal, oder besser Marben han Beshi´a Danal wie es auf nebachotisch heißt, vorgelassen. Das Anwesen des Marben war riesig groß und die luxuriöse Ausstattung, die vielen edlen tulamidischen Teppiche an den Wänden, und die kostbaren Steinmosaike auf dem Fußboden, um wenigstes etwas zu nennen, spiegelten den Reichtum wider, der für den nebachotischen Baron fast selbstverständlich schien.
Arn Feuersturm
Al`Ankhra, Yann Perricumer und Jago Leuenhaupt wurden in einen großen, durch
viele Fenster erhellten Raum geführt. Neben dem Baron, der sich gerade von zwei
Pagen einen prächtigen und edlen Spiegelharnisch anlegen ließ, stand noch eine
junge Frau mit feuerrotem Haar, augenscheinlich eine Amazone, im Raum. Sie
strahlte eine Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit aus, so daß Arn
gegen den inneren Drang anzukämpfen hatte, vor dem Abbild Rondras, denn um
nichts anderes schien es Arn bei der Amazone zu handeln, auf die Knie zu gehen
und ihr die Ehre zu erbringen, die ihr gebührte. Es war zwar nicht das erste
Mal dass er eine Achmad`sunni von Nahem zu Gesicht bekam, doch diese, diese war
irgendwie anders. Sie strahlte so etwas…Arn suchte noch nach dem treffenden
Wort, als ihn die unwirsche und nüchterne Stimme des Barons in die Wirklichkeit
zurückbrachte. Der Augenblick war vorbei…oder?
"Korr mit Diär! Woas
willst Du? Spriech schnäll und sprich klar, dänn där Al´Shar hat kainä Zeit
für Bittstätter." Arn wußte zwar, dass der Baron von Brendiltal nicht
gerade zu den freundlichsten Menschen gehörte die unter Praios Antlitz
wanderten, aber dass er so unwirsch ist! Nun denn, er schien schlecht gelaunt zu
sein, wenigstens sagte er, was er dachte.
"Rondra zum Gruße, Euer
Hochgeboren! Ich bin Arn Feuersturm Al`Ankhra, Schwertbruder des Zwölfgöttertempels
zu Puleth, Ritter der Leuin und Krieger vom Orden des Heiligen Zornes der Göttin
Rondra und ich bin hier um der Einladung nachzukommen, die mir der Marben han
Beshirá Danal und Al´Shar a Korim
auf dem Adelskonvent zu Puleth ausgesprochen hat.".
Der Rondrageweihte richtete sich bei den Worten voller Stolz vollends auf und
schaute den Baron aus funkelnden, fast schon herausfordernden Augen an. Wie kann
das sein, dass er mich nicht mehr erkennt? Besitzen Nebachoten ein so kurzes Gedächtnis?
Rashid, einer der
beiden Pagen zuckte bei den Warten des Priesters leicht zusammen. So
hatte kaum einer mit dem Marben gesprochen und kam dann mit voller Gesundheit
davon. Die Amazone hingegen schien kurz zu lächeln. Der Baron ging auf die
Worte, nein besser gesagt auf die Herausforderung Arns nicht ein. Stattdessen
ging er eilenden Schrittes an den Ordenskriegern vorbei. Wobei er fast schon
beiläufig über die Schulter Arn erwiederte:
"Nä, wänn däm so ist,
dann said willkommän. Rashid! Kümmäre Dich, dass dähn Ammayin an nischts fählt!
Ihär Shar hat uns allän ainäen großän Dienst erwiesän.! Sodann zog er
seine Lederhandschuhe an und trat durch die Doppeltür hinaus auf den Gang,
durch den auch Arn geführt wurde.
Zurück blieben einige verblüffte Ordenskrieger, vor denen Rashid nun nervös
von einem Bein aufs andere wackelte. Wie konnte das sein, fragte sich Arn, der
Baron schien sich wirklich nicht an ihn zu erinnern.
"Es ist gut Rashid, ich werde mich um die Gäste meines Vaters kümmern. Du
kannst jetzt gehen!"
Es war zum ersten Mal, dass die Amazone ihre Stimme erhob. Unvermittelt riessen
ihre Worte den jungen Priester aus seinen Gedanken. "Rondra zum Gruß, Euer
Hochwürden! Ich bin Ankara und ich heiße euch hier auf Besh’hassal
Ammay’shar willkommen!" Arn dreht sich zur Amazone, so dass er direkt
in ihre stolzen Augen blicken konnte.
„Die Donnernde auch mit Euch, edle Achmad`sunni.“ Der tulamidische Ausdruck
für eine Amazone war ihm eigentlich ungewollt über die Lippen gekommen. Aber
er wusste es, er spürte es schon seit einigen Tagen. Er näherte sich immer
mehr seiner Heimat, dem Ort seiner Kindheit, dem Ort, wo ihn die Herrin einst zu
sich rief und wo er ihrem Ruf folgte. Und diese Amazone, irgendwie erinnerte er
sei ein wenig an seine Ziehmutter, Frau Hengisford. „Entschuldigt bitte
vielmals meine Unachtsamkeit, meine beiden Begleiter hier sind Bruder Yann
Perricumer und Novize Yann Leuenhaupt“. Abwechselnd hatte er beiden zugenickt,
als er sie der schönen Amazone vorstelle.
"Nun denn, mein Vater hat dafür gesorgt, dass es Euch und Euren "Männern"
hier an nichts fehlt“. Das Wort "Männer" sprach sie seltsam betont
aus, so dass Arn sich nicht sicher war, ob es sich dabei einfach nur um eine
Feststellung handelte oder verächtlich gemeint war.
"Oder Ihr schließt Euch uns an und zeigt was Ihr zu vollbringen vermögt!"
Langsam stieg Wut in ihn auf. Nicht nur dass der Baron ihn wie einen kleinen,
ungezogenen Jungen behandelte, nein, nun tat dies auch die Tochter des Barons,
eine solch stolze Achmad`sunni. Challwalla, aber wartet nur. Seine Augen
blitzten wieder herausfordernd auf, als er Ankara antwortete. „Bei Rondra,
nicht umsonst trage ich den Beinamen Al’Ankhra. So zeigt denn mir und meinen
Brüdern, was das Brendiltal zu bieten hat!“
Die würden ihn noch
kennenlernen. Er drehte sich um und folgte Ankara, der Achmadsunni, die auch
Tochter des Marbens war. Aber wie konnte das sein? Wie konnte sie eine
Nebachotin sein uns so dialektfrei garetisch sprechen? Er beschloß, die
Kriegerin darauf anzusprechen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergab. Wer
weiss, vielleicht fühlte er sich auch so zu ihr verbunden, weil auch sie ein
Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich herumträgt. Die Wege der Götter sind
manchmal unergründlich…
Im hinausgehen schärfte er seinen Ordensbrüder noch einmal ein, dass man hier
einen Ruf zu verteidigen hätte und sie sich an seine Weisungen halten sollten.
Und sollte es zu einem Kampf kommen, so sollten sie dem Brendiltaler und seiner
Tochter zeigen, was es heisst, im Namen des Ordens und Rondras zu streiten!
Als Ankara zusammen mit Arn und seinen Männern auf den Hof hinaustraten, wurden
sie bereits von 10 verwegenen und zu allem entschlossenen nebachotischen
Kriegern erwartet. Sie saßen bereits alle auf ihren muskulösen, schwarzen
Streitrössern mit kostbaren schwarz-goldenen Geschirr angetan. Die Krieger
ihrerseits trugen schwarz-goldene Kleidung, geschwärzte Kettenhemden und
schwarze Helme mit Nacken-, Mund- und Kinnschutz in Form eines springenden Mantikors. An ihren Gürtel hingen
schwere Reitersäbel sowie gebogene Dolche. In der behandschuhten Rechten
hielten sie Reiterspeere und am anderen Arm einen runden Schild während am
Pferd noch ein schwarzer Reiterbogen sowie ein Köcher mit
gold-schwarz-gefiederten Pfeilen und schwarzen Schäften hing. Arn bemerkte
sogleich, dass sie in mit den traditionellen nebachotischen Waffen und
Kleidungen angetan waren, so wie er es seinerzeit in der Tempelschule zu Baburin
gelernt hatte.
Der Al` Shar
schwang sich grade auf seinen schwarzen Stichrappen, ein Hengst, der vor lauter
Kraft und Energie kaum auf der Stelle stehen konnte und in dessen Augen man die
Schlauheit gepaart mit einer korgefälligen Bosheit die einen zum Fürchten
bringen konnte. Wer konnte so ein Pferd, so ein Ungetüm nur reiten? Doch für
Gedanken war keine Zeit, führte ein Stallknecht doch bereits den Brendiltaler,
anscheinenden die Stute der Tochter Ankara herbei, sowie die Pferde der 3
Ordenskrieger. Kaum waren sie aufgesessen trieb der Marben seinen Trupp an:
hinaus ins Land und hinab zur Küste!!
Der Wind blies den Reitern kalt ins Gesicht und lies das Banner der
nebachotischen Krieger, ein schwarzer, angreifender Mantikor vor goldenem Grund
wild tanzen.
Arn hielt sich während des Rittes möglichst in der Nähe der Amazone, nicht
weil er Angst vor den "Ammayin a Korosan", wie diese Krieger genannt
wurden hatte, sondern weil die Tochter des Barons als einzige den Geist Rondras
und nicht dem blutigen ruf deren karfunkelherzigem Sohn zu folgen schien. Von
Ankara erfuhr der Geweihte auch mehr über diesen Ausritt, wohingegen seine
Fragen über ihre Vergangenheit unbeantwortet verhallten.
Eine der Grenzpatroullien des Marbens hatte eine kleine Piratenthalukke
ausgemacht, wie sie kurz vor Sonnenuntergang vor Ef’Fen’dien’Byen -
Efferdsblick Anker warf und einige
Mannen an Land übersetzten. Diese verteilten sich sogleich und schienen dann
auf jemanden zu warten. Es galt nun zum einen die Piraten zurück ins Meer zu
treiben und zum anderen diejenigen, auf die die Piraten zu warten schienen,
ebenfalls zu erwischen.
Auch über seine Reisegefährten erfuhr Arn etwas. Bei den Ammayin a
Korosan - Krieger der Söhne Kors - handelte es sich nämlich keinesfalls um
unprofessionelle Schläger, sondern um die Leibgarde des Al'Shar a Korim,
dem Kriegsherr aller Nebachoten. Krieger aus dem gesamten, geteilten Nebachot
kommen um sich den Ammayin anschließen zu wollen, aber nur die 25 Fähigsten
bilden die Krieger der Söhne des Kors. Jene Ammayin schienen Arn und
seinen Brüdern keinen großen Respekt entgegenzubringen, konnte in ihren Augen
ein Mann doch nie Rondra, sondern nur deren Sohn Kor dienen. Den Dienst an der
Mutter war lediglich den kriegerischen Frauen vorbehalten. Kein Wunder also, daß
Ankara wiederum den vollen Respekt erhielt, der über die Stellung, ein Kind des
Marbens zu sein, weit hinausging.
Als sich Arn daraufhin umschaute, erkannte er, daß es für das ungeschulte Auge
so aussehen mochte, als würden die Ammayin
in einem disziplinlosen Haufen daher reiten. Das geschulte Auge bemerkte
jedoch, daß jeder Krieger trotz seiner, anscheinend lässigen Art zu reiten
voll konzentriert war, um seine Aufgabe in dieser Einheit wußte und darin
keinen Fehler begehen, sondern schnell, effektiv und kompromißlos handeln würde.
Diese Erkenntnis ließ Arn einen Schauer über den Rücken laufen. Er hatte
schon viele Krieger getroffen und viele die sich für solche hielten, hatte
schon Söldlinge im Zweikampf besiegt und zu Ehren Rondras manch Zweikampf zum
Ruhme und zum Wohlgefallen der Herrin in die Länge gezogen. Doch diese Ammayin
würden so nie vorgehen. Kämpfen hieß für sie töten um zu überleben. Und
zwar schnell und kompromißlos, wollte man nicht selbst zum Opfer werden. Das
Arn mit dieser Überlegung Recht hatte, sollte sich noch in dieser Nacht zeigen.
Bis dahin konnte er mit seinem neu erworbenen Wissen seine Ansichten über die
Nebachoten eventuell nochmals überdenken.
Nach kurzer Zeit trafen sie auf eine kleine Gruppe weiterer Krieger. Der Anführer
jener Grenzgarde, ein Sharuth (Weibel) sprach kurz mit dem Marben. Arn erfuhr
dabei, daß der Weibel die Piraten durch zwei Männer beobachten ließ.
Anscheinend hatten die Piraten auf Schmuggler gewartet, die verbotenerweise
Menschen in die Sklaverei verkauften. Der Baron war außer sich vor Wut.
"Wie kennän sie äs woagän?" Der Marben befahl den beiden Beobachten
die Order weiterzugeben eventuelle Wachen auszuschalten und dann sogleich zurückzukommen
um sich dem Angriff anzuschließen. Es dauerte auch nicht lang und schon wartete
der Trupp, nun verstärkt durch die Grenztruppe auf die rückkehrenden
Kundschafter.
Die Wachen der Piraten hingegen waren nicht aufmerksam genug um ihre Aufgabe
nachzukommen und den Tod zu bemerken der langsam auf sie zu kam, als sie von 3
Pfeilen tödlich getroffen zu Boden fielen.
Als die Wachen ausgeschaltet waren, machte der Marben einige Handzeichen und
schon verteilten sich seine Krieger, durch die Patrouille nun um 10 weiter
Krieger verstärkt zu einer Reihe rechts und links von ihm.
Leise rückten sie vor.......
Die Schmuggler
merkten von alledem nichts. Unter Fackellicht gingen sie am Strand ihrem
finsteren Treiben nach und verschacherten die Männer, Frauen und Kinder an die
südländischen Piraten.
Plötzlich erscholl ein Hornsignal das die Piraten zusammenzucken ließ, kannten
sie doch deren Auswirkungen.
Das Horn von Sar’amala. Blut mußte nun dem der lachend über die
Schlachtfelder geht in rauhen Mengen geopfert werden. Aufregung machte sich im
Lager der Piraten breit und alle rannten wild und schreiend umher, währende die
einen versuchten in jämmerliches Leben zu retten und ihre Kameraden dabei im
Stich ließen, die wenigstens ansatzweise eine der Verteidigung organisieren
wollten. Als der Marben han Breshiá Danal, der Al´shar a Korim, gefolgt von
seinen Ammayin a Korosan über die Dünen galoppiert kam, laute Kampfschreie zu
Ehren Kors dabei brüllend und die Piraten das Banner des angreifenden Mantikors
erkannten blieben die wenigsten kühl genug um den Angriff entgegenzutreten. Der
ruf der Ammayin a Korosan eilte ihnen voraus.
Arn und seine Männer beteiligten sich nicht an diesem Kampf, nein besser gesagt
an diesem Massaker, denn mehr war es wahrlich nicht. Angewiedert musste er dem
Gemetzel allerdings beiwohnen, was seine (auch bisher nicht gerade besten)
Ansichten über den Korkult nur noch weiter sinken liessen. `Ich werde mit Frau
Hengisford einige Worte darüber wechseln müssen, die kann einfach nicht im
Sinne der alvern`schen Leuin sein. Doch er konnte auch nicht einschreiten. So
sehr es ihn auch schmerzte, aber dies waren die Gesetzte der Örtlichkeit und
der Nebachoten.
Jetzt konnte der Ordenskrieger jedoch feststellen, dass seine Einschätzungen
richtig gewesen waren. Die Nebachoten gingen erschreckend effizient und eiskalt
vor, während ein Feind nach dem anderen unter ihren Säbelhieben, Pferdehufen
oder Speeren zu Boden gingen. Dabei schienen sie in eine Art Rausch zu
verfallen....
Ankara, bemerkte Arn, schien sich am direkten Massaker ebenfalls nicht zu
beteiligen, vielmehr schien sie sich einen Piraten und Schmuggler nach dem
anderen herauszugreifen, ihn von den anderen zu isolieren und im Zweikampf
niederzustrecken. Dabei konnte der Priester nicht anders, als die Amazone zu
bewundern. Wie sie geschmeidig und im völligen Einklang mit Körper und Geist
den Säbel führte und Reiter und Pferd zu einer Einheit verschmolzen und so
ihrem "Wild" ein Ende machte. Auch bemerkte Arn, dass sie im Gegensatz
zu den anderen Nebachoten verspielter war und ihren Feinden länger Zeit ließ
bevor sie sie vor Rethons Seelenwaage schickte.
`Dies ist der wahre Weg Rondra`s. Wie unterschiedlich Vater und Tochter doch
sind. Zu gerne nur wüsste ich mehr über ihre Mutter, welche wohl auch eine
Achmad`sunni war, und was sie in die Arme des Marban trieb. Doch wie nur kann
die Tochter des Vater`s unrondrianisches Treiben tolerieren?`
Der Kampf schien schien fast zu Ende, als Arn bemerkte, wie 6 der Schmuggler mit
einigen Sklaven als lebende Deckung zu entkommen versuchte. Schnell gab er
seinen Brüdern Anweisung, ihnen zu folgen und warf sich den Flüchtenden
entgegen. Die fliehenden Schmuggler schöpften neue Hoffnung, als sie die 3
Ordenskrieger auf sich zureiten sahen, kannten sie das Banner der roten Löwin
und des roten Einhorn vor blauen Balken auf weißem Grund noch nicht.
Doch sie hatten Glück - Arn, Yann und Jago dienten der Herrin Rondra. Somit ließen
sie ihren Gegnern immer eine Möglichkeit, sich fair im Kampf zu stellen, auch
wenn sie im Endeffekt das gleiche Schicksal wie ihre Kumpanen teilten, welche
von den Nebachoten schneller und brutaler hingestreckt wurden.
Die befreiten Sklaven schauten die Ordenskrieger ängstlich an, wußten sie doch
nicht, ob die Männer in den weißen Wappenröcken wirklich ihre Rettung oder
nur die nächste Pein waren. Erst als Arn sich und das Wappen vollends präsentierte
und im Namen Rondras versprach, ihnen nichts zu tun, schienen sie langsam, ganz
langsam Vertrauen fassen.
Als sie wieder zurück zum eigentlichen Kampfplatz kamen, brannten die Segel der
Thalukke bereits lichterloh. Als die Piraten auf dem Segler nämlich erkannte,
dass sie ihren Kameraden an Land nicht helfen konnten, wollten sie den Anker
lichten und die Segel setzen. Jedoch kam dies viel zu spät. Einige der
Nebachoten legten da nämlich schon ihre Bogen an und schossen Pfeile, die sie
zuvor an den Fackeln entzündeten, auf das Schiff. Dabei zielten sie keinesfalls
auf die Mannschaft sondern wirklich auf die Segel. Gierig fraßen sich die
Flammen in das trockene Tuch und bald stand das gesamte Schiff in Flammen.
Die Piraten, die es schafften an Land zu schwimmen, wurden dort von den
Nebachoten erbarmungslos erschlagen. Niemand wurde gefangen genommen. Nur wenige
ließ der Baron entkommen. Sie sollten vom Sieg der Ammayin erzählen und
berichten, dass es sich in Brendiltal nicht lohne, den Marben zu hintergehen. In
den eigenen Reihen gab es keine nennenswerten Verluste zu beklagen, lediglich
einige Wunden galt es zu versorgen, während bei den Schmugglern und Piraten 34
Tote gezählt wurden.
***
Als
Arn nach 3 weiteren Tagen als Gast Besh’hassal Ammay’shar verließ,
begleiteten ihn nicht nur seine beiden Ordensbrüder sondern auch ein Wagen, der
von 2 Pferden gezogen wurde und eine steinerne Statue transportierte. Der
Gedanke an die Ereignisse der vergangenen Tage entlockten dem jungen Geweihten
ein Lächeln. Während dieser Zeit fehlte es ihm an nichts. Im Gegenteil, der
Priester meinte schon, dass er durch die üppige Beköstigung in Zukunft seinen
Gürtel etwas weiter gürten müsse, ein Gedanke, den er allerdings sogleich
wieder verwarf. `Einige Schwertübungen und nicht zuletzt das Turnier in
Greifenfurt wird dem wieder Abhilfe schaffen.`
Die befreiten Sklaven erhielten ihre vollumfängliche Freiheit zurück und
nachdem ihre Identität festgestellt wurde, ließ man sie entweder ziehen,
brachte sie unter Schutz in ihre Heimat zurück oder man schaffte sie nach
Perricum, dann nämlich, wenn es sich im Sträflinge oder sonstige finstere
Gesellen handelte. Weiterhin schienen sich Eslam, der Baron von Brendiltal nun
auch wieder an den Ordenskrieger zu erinnern, so dass sich einige angeregte
Gespräche ergaben, welche meist politischer (über die Aufgabe der Erben des
Diamantenen Sultanats in diesen Zeiten) oder theologischer (Natürlich wurde
hier, ziemlich hitzig, über die Stellung Kors und der Korkirche debattiert)
Natur waren. Dabei konnte Arn feststellen, dass mit dem jähzornigen Marben
nicht zu spaßen war. Nur durch den
positiven Einfluss der Amazone wurden manche Dinge schnell wieder bereinigt.
Es war Arn auch vergönnt gewesen, erneut die "Brendiltaler"
beobachten zu konnte. Ankare, die Achmad`sunni, die ihm nicht mehr aus dem Kopfe
ging, demonstrierte ihm auf beeindruckende Weise was nebachotische Reiterkunst
vermag, die zudem noch von einer Amazone ausgeübt wurde.
Nein, schallte sich Arn im Geiste selbst, solch ein Pferd konnte man sich weder
einfach schenken lassen, noch einfach käuflich erwerben. Solch ein Tier, solch
ein König der Pferde mußte man sich verdienen.
Als er sich daraufhin zum Baron umdrehte, der mit ihm zur Pferdekoppel gekommen
war, lächelte dieser wissentlich. Wußte er doch, daß der junge Heisssporn
endlich verstanden hatte. Eine ungewöhnliche Wette hatte der Baron dem
Geweihten daraufhin vorgeschlagen, zu der Arn jedoch nur allzu gerne
einwilligte.
Wenn er - Arn - auf dem Turnier zu Greifenfurt die Nebachoten im Wettrennnen
oder im Buhurt schlagen würde, dann würde der Marben ihm einen echten
"Stichrappen" überlassen. Sollten die Nebachotern allerdings
Siegreich aus dem Wettrennen oder im Buhurt hervorkommen, dann sollte Arn in den
nächsten 9 Göttinnendienste zu Puleth besondere Rücksicht auf den Gotte Kor
nehmen – was würden nur seine Ordensbrüder, seine Vorgesetzen und die Gläubigen
dazu sagen? Nein, dazu durfte es nicht kommen.
Arn hatte während dieser
Zeit aber auch wirklich viel über die Nebachoten gelernt. Und doch schaffte es
der Baron unberechenbar zu bleiben. Auf der einen Seite konnte dieser hungernde
Bauern wie damals zu Mühlingen zu tote hetzen und auf der anderen Seite wurden
in seinem Namen Almosen an die Armen in Brendiltal verteilt. Arn wusste einfach
nicht, was er von diesem Manne halten sollte. Er hatte noch viel zu lernen…
Was Arn jedoch wirklich für einen kurzen Augenblick den Atem geraubt hatte, war
der Anteil den Brendiltal der Kirche der Leuin zum Zwölfgöttertempel, Arn
mochte ihn nicht Siegestempel nennen, da es bisher noch nicht einen solchen
gegeben hat, beisteuerte und den er nun hier auf dem Fuhrwagen mit sich führte.
Was war er doch überrascht, als der Marben Arn kurz vor seiner Abreise zu sich
rufen ließ und ihm mit dem wissentlichen Gesicht empfing, daß er gerade ein überaus
wertvolles Geschenk überbrachte. Der Rondrastatur zu Puleth. Ein überfrau großes,
unglaubliches detailgetreues Abbild einer aufrecht stehenden, stolzen und gerüsteten
Amazone - ein Abbild Ankaras von Keshal Rondra - die kampfbereit, mit erhobenem
Amazonensäbel den Feind erwartet. Ihre lange Haarmähne wird von einem
Mindorium-Stirnband zurückgehalten in dessen Mitte ein Faust großer Smaragd
prangt.
An ihrer Seite begleitet sie ein muskulöser, schwarzer Panther aus Onyx in
dessen Augen sich das Licht zweier Taubenei großer Rubine 1000fach
widerspiegelt.
"Arn"
rief Yann und riss den Geweihten damit aus seinen Gedanken. "Wo bleibst Du
denn? Meinst Du wir warten ewig?"
Arn erhob zum Zeichen des Verstehens lächelnd die rechte Hand, bevor er
nochmals einen letzten Blick gen den am Horizont liegenden Brendiltal warf und
seinem Pferd dann die Sporen gab. Es gab viel zu tun bevor er gen Greifenfurt
reiten sollte, also wollte er es anpacken.
Wehleidig blickte Arn nochmals über seinen Rücken, in Richtung Süden. Dort,
irgendwo dort war sie, seine stolze Heimatstadt – Baburin. Das Herz schien ihm
zu zerspringen wollen, als er daran denken musste, dass dies nicht die Zeit
eines Besuches war. Das Geschenk des Barons musste so schnell als möglich nach
Puleth geschafft werden, er durfte nicht zu lange von seinem Tempel fernbleiben.
Und nicht zu letzt musste er als nächstes nach Greifenfurt reiten. Und
doch…zu gerne nur hätte er wieder einmal Frau Hengisford von Angesicht zu
Angesicht gestanden, sich mit ihr über die jüngsten Ereignisse unterhalten und
ihr alles berichtet, was ihm seit seinem Auszug aus Baburin alles passiert war.
Herrin, ein nächstes Mal!
E.Moussa und A.Kärgelein