Taninja Sarjaban Silberner Löwenkopf
- I.Wagner -

Name: Taninja Sarjaban
Titel Ritterin von Burg Grünwarte
Rang: Leutnant
Nationalität: ?
Geburtstdatum: ?
Stationierung: Burg Grünwarte in Dergelstein/Greifenfurt
Wacht Orkward

Sie war zurück in ihr Zimmer gegangen. Unbeweglich ihr Mienenspiel, eine perfekte Maske, die sie sich mit den vergangenen Götterläufen angelegt hatte. Still betrachtete sie ihr Gesicht im Bronzespiegel. War da im Haar die erste graue Strähne zu erkennen? War dies Angst, welche gerade nach ihrem Herzen griff?
Unwirsch schüttelte sie den Kopf, schalt sich selbst eine Närrin. Sie war eine hübsche Frau, die gut mit den Waffen umgehen konnte, dies hatte so mancher siegessichere Feind erfahren müssen. Trophäen hingen in ihrem Zimmer, Zeichen von so manchem Kampf, nicht immer auf Leben und Tod, sondern oft der Ehre wegen. Sie konnte zufrieden sein. Sicher...
Langsam, mit kratzendem Geräusch zog sie die Schublade auf, fanden ihre Finger die kleine Erhebung. Ein kurzes Klopfen und das Holzstück gab ein wenig nach, so das sie es greifen konnte. Eine Öffnung entstand und in dieser steckte ein Tuch. Taninja zog es heraus. Wie oft hatte sie den Text gelesen? Sie wusste es nicht mehr. War dies auch wichtig? "Ich sehne mich nach dem Morgen und fürchte mich vor dem Tag, wenn er meine Träume zerreißt. Ich sehne mich nach Wärme und fürchte mich vor dem Feuer, welches mich verbrennen mag. Ich sehne mich nach Halt und habe doch Angst zu vertrauen. Und so renne ich und renne, weil ich es bin, die diese Angst mir gibt. Nur ich kann sie besiegen, nur ich. Und so bin ich allein. Ich sehne mich nach dem Morgen." Ein Freund hat dies für sie geschrieben, ein sehr guter Freund, dessen Stärke in der Feder lag, nur manchmal benutzte er das Schwert. Sie waren eine seltsame Gruppe gewesen. Damals... 
So lange war es her und doch waren die Bilder in ihrem Kopf, ließen sich nicht vertreiben. Ein Dorffest, auf dem sie die Gauklertruppe kennen gelernt hatte. Sie war noch jung, so unglaublich jung und vollkommen rein. Ihre Gedanken drehten sich um Dinge, die sich junge Frauen, welche nur den Dienst als Magd hatten, eben wünschten. Doch es kam kein Prinz, kein Held in strahlender Rüstung. Ihr Herr holte sie von dem Treiben ab. Er hatte getrunken. Viel getrunken. Das Tier in ihm erwachte und er zog sie in eine Scheune, abseits des Dorfes. Noch heute erinnerte sie sich an den Gestank, diesen widerwärtigen Geruch von Schweiß und Alkohol. Starr vor Schreck hatte sie im Dreck gelegen, die Kleider zerrissen, unfähig gegen diese gewalttätige Kreatur sich zu erwehren. Sie sah diese Gier in seinen Augen, sah wie er seine Beinkleider herabzog, sich zu ihr beugte... 
Und dann wurde er nach oben gezogen. Es gab einen Kampf, doch dies bekam sie nicht mit. Jemand zog sie an sich, hüllte sie in einen warmen Umhang. Sie hatte nur noch weinen können, unfähig das Zittern zu unterdrücken. Es waren die Gaukler. Selsak, der Riese, hatte den Herrn hochgehoben und als dieser sich mit einem Dolch wehrte, hatte er ihm kurzerhand die Knochen gebrochen, doch der Alkohol hatte jeden Schmerz unterdrückt und in Notwehr musste Selsak noch einmal zuschlagen. Ein Haken zum Festbinden von Seilen war das Ende des Herren. Sein Kopf wurde nun von dem Haken gehalten und so starrte er auf die Gruppe hinab. Selsak, der Riese. Ressa, die Tänzerin. Beldrid, die Messerwerferin und auch Gosmann, der Sänger. Sie alle waren gekommen, weil Gosmann ein Auge auf das kleine Mädchen geworfen hatte, welches ihn so glücklich angestrahlt hatte, bei seinen Liedern, als würde er all ihre Träume in Melodien verwandelt habe. Und so hatten sie gesehen, wie dieses Mädchen brutal behandelt worden war von ihrem Herrn. Eigentlich hatten sie die Magd nur vor Schlägen bewahren wollen, indem sie den Herrn ablenkten, doch dann sahen sie was geschehen würde, wenn sie nicht eingreifen würden und so hatten sie eben eingegriffen.
Das Leben als Magd war damit beendet gewesen. Sie zog nun mit den Gauklern durch die Gegend, lernte viel. Vor allem lernte sie, sich zu bewegen. Auf dem Seil tanzte sie, glitt aus Fesseln heraus und bog sich zu den Klängen von Gosmanns Musik , wobei sie mit allerlei Dingen jonglierte. Doch der Kampf sollte sie nicht vergessen. Es war in Greifenfurt, wo sie gerade dabei waren zu spielen, da kam die Invasion der Orks. Der Orkensturm. Nun musste sie ihre Gewandtheit auf eine tödliche Art und Weise einsetzen. Die Schwarzpelze hielten nichts vom Zusehen, sie wollten mehr, doch Taninja gab ihnen nicht das Gewünschte. Wie viele sie getötet hatte... Was spielte dies für eine Rolle? In diesen Jahren wurde sie zu einer Kämpferin. Sie erinnerte sich an einen Mann, der aus Tobrien gekommen war. Er erzählte von seiner Familie, seinem Jungen, der einst Geweihter der Herrin Peraine sein würde. So viel erzählte er. Sie hatte an seinem Grab gestanden, dort wo er mit den anderen seiner Heimat einfach verscharrt worden war. Später, viel später sollte sie sich an diesen Mann erinnern, denn er war der Vater eines Mannes, der nun in diesem Orden hier seinen Dienst ausführte. Einer dieser Zufälle. Tobrien... Sie erinnerte sich nicht gerne.
Gosmann kam manchmal vorbei, wenn die Zeit es erlaubte, dann redeten sie von alten Zeiten und manchmal ließen sie es zu, dass die Trauer sie überkam. Sersak starb bei Sturm auf Mendena. Beldrid, als sie ihren Traum erfüllte, Seite an Seite mit Amazonen zu streiten, dort auf Kurkum. Ressa zog sich vor Trauer und Schmerz zurück, gab aber ihr freundliches Wesen nicht auf. Am Ende fand die Herrin Rahja sie und nun hatte sie ihren eigenen Frieden gefunden. Nur Gosmann war noch ein Gaukler geblieben. Mit neuer Truppe zog er umher, doch die Zeiten waren hart. 
"Ich sehne mich nach dem Morgen." Was würde der neue Tag bringen? Wieder einmal die Sehnsucht ungestillt hinterlassen? Wie lange würde sie die Maske
der Unberührbaren noch tragen müssen? Santos Spielereien zogen sie an, doch der Almadaner meinte es nie ernst. Es war trotzdem ein Spiel, welches sie
mit Freude erfüllte, sonst hätte der Windreiter schon längst zu spüren bekommen, wie schnell und sicher sie mit Waffen umgehen konnte. Sie würde es nie wieder zulassen, dass man sie verletzen könnte. Eher den Tod, als dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Sie seufzte, faltete das Tuch ordentlich zusammen und verstaute es wieder ganz sicher in seinem Versteck. Noch ein Blick in den Spiegel.  Galacher brauchte eine Stütze und die wollte sie ihm sein. Diese Wacht war so seltsam. Manchen Tag kam es ihr so vor, als könnte man den fauligen Geruch des Todes wahrnehmen, dann wiederum schien das Leben wie ein Sturm über diese Burg zu fahren. Ein Auf und Ab. Der Wächter trug seine Krankheit tapfer und doch erschien es Taninja so, als wäre da noch mehr, doch keine Frage kam über ihre Lippen. Es war nicht an ihr, so zu handeln.  
Sie würde den Auftrag erfüllen und zur Baronin von Dergelstein reiten. Diese Frau war nicht gerade so, dass ein Besuch bei ihr Freude verkünden würde. Nun gut. Es würde vorbei gehen und vielleicht war dies auch eine Möglichkeit dem Wächter einen großen Gefallen zu erweisen. Der Orden war auf die Zusammenarbeit mit den Adeligen angewiesen. Eigentlich eine Aufgabe des diplomatischen Korps, doch auf Grünwarte musste man bereit sein, alle Aufgaben zu übernehmen und als Ordensmitglied vertrat man eben immer irgendwie den Orden. Der edle Herr sollte merken, welch Kraft in Taninja steckte. Sie würde ihn nicht enttäuschen. So oft hatte sie gekämpft und immer hatte sie gewonnen. Sie lächelte als sie sich vom Spiegel abwandte und nach ihrer Waffe griff um zu den täglichen Übungen zu gehen. Niemand war schneller und wendiger und sie arbeitete hart an sich selbst, damit dies so lange wie möglich auch so bleiben würde. Die Türe schloss sich und zurück bleib dies kleine Zimmer, angefüllt mit Erinnerungen eines Lebens. Die Trophäen schienen sich gegenseitig von ihrer eigenen Geschichte zu erzählen. Orkenzähne, eine zerbrochene Kupferscheibe, ein getrocknetes Tobrienlieb, Wildschweinfell, Fetzen von Bannern, Ketten aus seltsam geformten, gelblichen Steinen, ein Bärenschädel und eine Zeichnung von einer Gruppe, in der ein Riese in der Mitte stand.
Erinnerungen hinter einer Maske...