Bericht einer Söldnerin!

Roane, Söldner des 5.Rudels des Sturmbanners

Der Konvent des hl. Ordens der Schwerter zu Gareth
Ein Bericht von Roane, Söldnerin im 5. Rudel des Söldnerhaufens Sturmbanner

Es war ein kalter stürmischer Tag gewesen. Tariq hatte dennoch alle Mitglieder des 5. Rudel den ganzen Tag lang draußen herum gehetzt, und jetzt saßen sie in ihrem Quartier, alle durchgefroren, alle naß bis auf
die Knochen und putzten ausgiebig ihre Ausrüstung, damit nicht ein Stück Schaden nahm. Roane war schon seit einer geraumen Zeit schlecht gelaunt. Elion ging ihr irgendwie aus dem Weg, seit sie mal versucht
hatte, mit ihm über Firun und die Erlebnisse im Eisreich zu reden. Gerade war sie dabei, ihr Schwert zu putzen, als Tariq auf sie zu trat:
"Roane? Du kannst dich doch sicher noch an den Konvent des hl. Ordens der Schwerter zu Gareth im letzten Jahr erinnern?" "Klar, das war doch dieser Konvent, auf dem dieser Dicke uns hochkant rausgeschmissen hat,
oder?" "Ja, genau. Der findet dieses Jahr wieder statt und ich habe beschlossen, daß du uns begleitest." "Was? Schon wieder? Dieses blöder Herumgequatsche und dann noch das Wichtiggetue von den Kriegern, die
uns nur für Abschaum halten? Das ist doch wohl ein schlechter Scherz..." Tariq war erstaunt. Solche Widerworte hätte er von Roane nicht erwartet. "Ich weiß, es lief im letzten Jahr nicht so gut, aber
die Großmeisterin ist eine gute Freundin des Banners und hat uns wieder eingeladen. Du weißt, wir müssen überall eine gute Figur machen, wenn wir Aufträge bekommen wollen. Ich denke, du kannst dabei eine Menge
lernen, also keine Widerrede, in einer Woche ist es so weit." "Ja, aber..." Sie kam gar nicht dazu, den Satz zu beenden, denn Tariq hatte sich schon auf dem Absatz herumgedreht und war auf und davon.

Eine Woche später war es dann soweit, Tariq, Roane und noch etliche andere aus anderen Rudeln machten sich auf den Weg zur Burg Aarenstein.
Die Reise war beschwerlich, es war kalt, es regnete fast immer und dementsprechend schlecht gelaunt kamen die Söldner auf der Burg an.
Nachdem alle Pferde untergebracht und alles Gepäck verstaut war, wurden sie von der Großmeisterin des Orden Cleo Ptolemansuni herzlich willkommen geheißen. Der folgende Abend verlief ruhig, die Söldner
vertrieben sich die Zeit mit Karten spielen, mit Erkundungsgängen um die Burg und Gesprächen mit anderen Reisenden. "Soweit ist ja alles noch in Ordnung" dachte Roane noch so bei sich. Sie sah da so manch
bekanntes Gesicht und wurde erstaunlicherweise auch von einigen wiedererkannt. Beim Abendessen hatten alle Gäste Gelegenheit, sich ausführlich gegenseitig zu begutachten und dies wurde auch ausgiebig
getan. Roane sah sich in dem Raum um, an dem alle Gäste an mehrere Tische verteilt saßen. Da fiel ihr Blick auf eine Gestalt, einen Elfen, groß, schlank, eindeutig ein Firnelf. "Hm", dachte sie bei sich
"Vielleicht kann ich ihn ja mal fragen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt." Abends gab es noch eine schöne Fackelscheinzeremonie, in der der Orden der Schwerter seine verdienten Recken beförderte.

Der nächste Tag begann mit einem Rondra-Göttinnendienst, bei dem der Großmeister des Ordens des Heiligen Zornes der Rondra eine ergreifende Rede hielt, deren Wirkung sich auch Roane nicht entziehen konnte. Doch
dann ging es in den langweiligen Teil über. Nach der Mittagsstunde wurde der Konvent eröffnet, und das politische Gelaber begann.
Interessant war allerdings, daß der Abtmarschall sich mit seinen schon im letzten Jahr geforderten Punkten wohl durchgesetzt hatte, denn es war wohl offiziell beschlossen worden, alle Kontakte zu Söldnern,
Magiern etc. abzubrechen - natürlich dauerte es dann auch nicht lange, und der Abtmarschall nutzte eine kurze Abwesenheit der Großmeisterin, um das gesamte anwesende Sturmbanner rauszuwerfen. ,Es hätte mich ja
auch ernstlich überrascht...' dachte Roane so bei sich.  Bald standen alle Söldner draussen vor der Türe und es herrschte eine wilde Debatte darüber, ob man sich so was gefallen lassen sollte oder
nicht. Roane wurde es bald zu bunt, so beschloß sie, sich das Gelände mal näher anzusehen. Als sie ein paar Minuten herumgewandert war, sah sie auf einmal etwas merkwürdiges: Die beiden Großmeister der Orden,
Cleo Ptolemansuni und Adran Bredenhag von Aarenstein, standen in einer Ecke mit einer seltsamen Frau, die ihnen ein Ring zeigte und leise und
schnell auf sie einsprach. Die beiden Großmeister blickten sich ernst an und dann folgten sie der Frau hinaus aus der Burg. Roane stellten sich alle Nackenhaare auf: Das konnte irgendwie nicht richtig sein.
Also schlich sie dem Gespann hinterher, und das sollte sich als segensreich erweisen...

 Die Frau führte die Großmeister zu einer abgelegenen Stelle, und aus dem Schatten heraus trat ein kleiner in Schwarz gekleideter Mann, der die Arme hob und irgendwas seltsames rief. Die Großmeister zogen die
Schwerter gerade noch rechtzeitig, denn fast in dem selben Augenblick erschienen zwei furchterregende Gestalten und griffen mit irrem  Heulen die Großmeister an. Roane schaute nicht länger zu, sondern rannte wie
vom Blitz getroffen zurück, ihr war es auch egal, ob man sie sah oder nicht. Wie ein geölter Blitz schoß sie an den Wachen vorbei, stürmte hinauf in den Versammlungssaal, riß die Tür auf und schrie: "Hilfe! Die
Großmeister werden angegriffen! Dämonen!" Kaum hatte sie das gesagt wurde sie auch schon fast vom Firungeweihten über den Haufen gerannt und konnte sich dann nur noch schnell vor den restlichen anstürmenden
Kriegern in Sicherheit bringen. Gleich darauf lief sie auch noch zu der Stelle, an der das Sturmbanner sich versammelt hatte, und sofort machten sich alle auf, um den Großmeistern beiseite zu stehen. Roane
folgte ihnen, doch auf dem freien Feld, über das sie laufen wollte, übersah sie ein Loch im Boden, stolperte und stauchte sich den Knöchel.
Laut fluchend humpelte sie zurück zur Burg, sich ärgernd, den Kampf zu verpassen. Um so froher war sie dann, als nach einiger Zeit die Krieger zurück kamen, und sie hörte, daß ein Söldner des Sturmbanners
Großmeisterin Gleo gerettet haben sollte. Auch von Aarenstein wurde gerettet, aber er war schwer am Bein verletzt. Die Dämonen und ihr Beschwörer wurden augenscheinlich vernichtet, aber von der mysteriösen
Frau fehlte anscheinend jede Spur.

Nach dieser ganzen Aufregung war das abendliche Bankett eine richtige Wohltat. Allerlei vorzügliche Speisen und Getränke wurden aufgetischt, und das Banner ließ mehrmals die werte Großmeisterin und Gastgeberin
Cleo hochleben, die sich dank der Hilfe einiger Heiler wieder munter unter ihren Gästen befand. Dann wurde gefeiert, daß sich die Balken bogen, und bis in die frühesten Morgenstunden konnte man noch Gelächter
und Gesang vernehmen.

I.Wagner