Bericht über die Ereignisse am Sichelstieg, kurz vor dem Konvente unseres Bruderorden:

von 
Gerion Sturmfels, Wächter Garetiens


Es ist ein Götterlauf vergangen, seitdem unser geschätzter Bruder Peraindorn Wulfensforst, Wächter der besetzten Landen und Weißtobriens, das Noviziat begann bei dem Ritter der Leuin Asquirion von Perainefurten auf dem Sichelstieg.
Wenig hatten wir von ihm erfahren, nur selten ein Lebenszeichen, doch spürten wir alle stets die Flamme seines Zornes neben der unseren brennen. Ein Zeichen, dass uns die Herrin sandte, dass wir uns ob unseres Bruders nicht grundlos sorgten.
Als der Konvente des Ordens der Schwerter sich näherte, hatten wir uns mit unseren Brüdern und Schwestern aus der Wacht Albernia abgesprochen, um zu sehen, ob Peraindorn seinen Frieden in der Herrin gefunden habe, und wann er zurückkäme, denn seitdem der Ork im Westen dräut ist ebenfalls der Osten wieder unsicher. Nicht berichten will ich hier von den Gerüchten um den Arve-Pass, die tagtäglich neue Schreckensnachrichten gen Schwertwacht senden. Es war die Wahl unseres Bruders, dem Wächter Tobriens, wann er wieder an unserer Seite gegen den Feind streiten würde. Und um dies zu erfahren, pilgerten wir gen die Sankta-Thalionmel-Kapelle auf dem Sichelstieg.
Unsere Reise durch die Sicheln, in denen die Goblins hausen, war anstrengend und ereignislos, allein einzelne Goblins näherten sich unserem Weg, mancher Stamm erachtete unseren Zug als willkommene Abwechslung und führte die Goblinsjungen zum schauen heran. Aber die Rattengesichter blieben ruhig und ließen uns passieren.
Schwer zu beschreiben ist der Eindruck der Kapelle der hl. Thalionmel. Eine kleine Grotte, in der der heilige Zug gen Osten detailiert gemalt ist, so lebensecht und intensiv, dass man denken mochte, man erkannte das Gesicht des einen oder anderen Streiters. Eine Stätte, an der die Herrin zu spüren war!
Auch die Besetzung des Passes war minimal. Lediglich Asquirion und Peraindorn, mit einer handvoll Gemeiner der hiesigen Baronin wachten über den vormals so wichtigen Übergang gen Tobrien. Doch nur noch wenige Fuhrwerke und Karren benutzen den Pass, nicht einer Menschseele sind wir auf unserer Reise begegnet.
Unsere Frage an unseren Bruder Peraindorn, ob er mit uns zurückreiste, bedachte er genau, doch die Ankunft eines Bauernjungen erst ließ in seine Entscheidung fällen. Er hatte beschlossen, sein Noviziat zu beenden und mit uns nach Osenbrück zu reisen. Eine erleichternde und fröhliche Nachricht, die wir da erhielten.
Unsere Freude jedoch wurde getrübt durch einen feigen Angriff auf einen der Knechte des unter dem Pass liegenden Wehrgehöfts, in welchem stets die Reisenden mit freundlichen Worten und warmer Speise im Namen der gütigen Mutter bewirtet wurden. Eine Flugbestie, eine pervertierte Kreuzung aus Hund und Fledermaus, hatte den Knecht, der zum Sichelstieg gelaufen kam, gerissen. Es konnte sich dieser blutigen Tat doch nicht lange rühmen, denn unter unseren geeinten Schwerterhieben beförderten wir dieses Untier in die Abgründe, aus denen es herausgekommen sein mag.
In schnellem Ritt näherten wir uns dem Gehöft, eine Konstruktion wie geschaffen gegen Belagerungen, bestehend aus mehreren unabhängigen Innenhöfen, die einzeln verteidigt werden konnten. Im Fokus befinden sich die Wirtschatsgebäude, nur betretbar über den letzten Innenhof. 
Doch anstatt dem erwarteten lebendigen Trubel gähnende Leere. Wir betraten vorsichtig das Gehöft und fanden die Wirtsleut gefangen von einem zweifelhaften Manne, offensichtlich ein Söldling, der es auf die Kopfprämien von Asquirion und Peraindorn abgesehen hatte, sowie die Rubinlöwin, das Schwert Asquirions. Er drohte die Leute zu töten, wenn wir uns seinen Bedingungen nicht fügen wollten. Er wollte ein Spiel mit uns spielen, doch ein Spiel war das folgende nicht. 
Mit einem Banner Söldner belagerte er das Gehöft, ließ uns bis zum Morgengrauen Zeit uns vorzubereiten. Wir versahen die Höfe mit allerlei Hindernissen, legten Wurfspeere bereit und siedeten Wasser und ein wenig Öl. Schließlich begannen die Söldner den Sturm auf das Tor, welches sie mit einer großen Rotze beschossen. Mit Seilen rissen sie das Tor nieder und erkämpften sich den ersten Hof. Doch zuvor konnten wir einige von ihnen mit Kriegsgerät vor den dunklen Herren bringen, so sie ihre Seelen nicht Dämonen verschrieben hatten.
In der Belagerung des zweiten Hofes nun trat Asquirion vor uns und hielt eine kurze Messe. Niemals habe ich mich der Herrin näher gefühlt! Wir alle wußten, dass wir geschützt waren und Ihre Hand uns leitete, ob wir siegen oder unterlegen waren. So wagten wir den Ausfall, ein Angriff gegen eine mehr als fünffache Übermacht. Wir hatten uns abgesprochen, dass der eine Teil von uns gegen die lungernden Söldlinge gehen solle, und Asquirion gegen den Anführer. Doch was sahen wir! Mit einem einzigen heftigen Schlag streckte der Mann den Ritter der Leuin nieder. Und nahm die Rubinlöwin und verhöhnte uns.
Es war die großartige Tat unseres Bruders Peraindorn, der einizig gewappnet mit seinem Holzschwertes des Noviziates gegen den finsteren Kerle ging. Wenig sahen wir von jenem Einzelkampf, den unser Bruder stritt und gewann, denn wir sprengten die Reihe der Söldner. Als sie der Auswegslosigkeit ihrer Lage gewahr wurden, flohen sie hals über kopf. Noch manch einen erwischten die Häscher, die wenig später herbeieilten, und sie überantworteten die Mordbrenner ihrer gerechten Strafe.


Gerion Sturmfels, Wächter Garetiens